Ein 8-wöchiger Rückenkurs und ein wöchentlicher Obstkorb – ist das schon BGM?
„Wir machen auch schon BGM.“ Diesen Satz höre ich häufiger von
Freunden und Bekannten, die in mittelständischen Unternehmen und Großkonzernen
arbeiten, wenn das Gespräch auf unsere beruflichen Schwerpunkte kommt.
Im ersten Moment macht mein Herz immer einen kleinen Freudensprung – juchuh,
wieder ein Unternehmen, das sich um das Wohlergehen seiner Mitarbeitenden
kümmert und in den Mehrwert von Gesundheit investiert!
Meist hält diese Freude aber nur wenige Minuten an. Nämlich genau so lange, bis
meine Nachfragen beantwortet wurden. Was
genau ihnen als Mitarbeitenden denn für Gesundheitsmaßnahmen zur Verfügung
stehen frage ich dann oft interessiert. Und ob sie wissen, an wen sie sich
intern wenden können, wenn es um das Thema Prävention und Gesundheitsförderung
geht. Und ob sie schon mal gefragt wurden, was ihnen inhaltlich wichtig sei bei
der Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz.
Dann werde ich oft mit großen Augen angeschaut.
„Nein, eine Mitarbeiterbefragung gab es noch nie. Wir machen einmal im Jahr einen Gesundheitstag und wir bekommen dienstags immer frisches Obst geliefert. Und ich glaube donnerstags ist immer Yoga, aber ehrlich gesagt bin ich gar nicht sicher wo und wann. Nein, wer da unser interner Ansprechpartner ist, weiß ich nicht. Ich glaube das macht eine Personalerin so nebenbei. Die macht selber so gerne Yoga.“

„Wir machen auch schon BGM.“ Aber ist ein Rückenkurs oder Yoga oder Progressive Muskelentspannung und ein Obstkorb wirklich schon BGM? Betriebliches Gesundheitsmanagement?
Nein, das ist es sicherlich nicht!
Das sind Einzel – Maßnahmen zur Betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF). „Gemanagt“ wird dann die Koordination von Raum, Material und Trainer.
Aber noch nicht die Gesundheit der Mitarbeitenden und des gesamten Unternehmens. Dafür braucht es mehr.
Lesen Sie hier die drei Schritte für eine stabile Basis Ihres internen Gesundheitsmanagements.
Damit Ihr Betriebliche Gesundheitsmanagement die Balance schafft zwischen den Anforderungen des Organisationsumfelds und der individuellen Leistungsfähigkeit der Mitarbeitenden. Für eine gesunde Unternehmenskultur. Für gesunde Mitarbeiter.

Die drei Schritte zu einem erfolgreichen Betrieblichen Gesundheitsmanagement:
Der erste Schritt zu einem erfolgreichen, nachhaltig wirksamen BGM ist die Gründung eines Arbeitskreises Gesundheit (AKG). In ihm sollten alle Interessensvertreter des Unternehmens repräsentiert sein. Je nach Größe und Struktur sind das die Geschäftsführung, der Betriebsrat, der BEM-Beauftragte, die Fachkraft für Arbeitsschutz, der Betriebsarzt und ggf. weitere. Der interne Gesundheitsmanager führt alle beteiligten Bereiche zusammen, hält quasi die Fäden in der Hand. Oft überschneiden sich die Mitglieder größtenteils mit denen des Arbeitsschutzausschusses, mit dem er ohnehin engmaschig zusammenarbeitet.
Der AKG ist das Steuergremium des internen Gesundheitsmanagements.
Was aber ist ein Steuergremium ohne Kontakt zu den Beteiligten des geplanten Prozesses? Es ist sinnlos.
Deshalb ist der zweite Schritt zu einem erfolgreichen BGM die Einbeziehung der Mitarbeitenden. Angefangen bei den Führungskräften über die Kolleginnen und Kollegen der einzelnen Abteilungen bis hin zu den Auszubildenden.
Was sind die Bedürfnisse der einzelnen? Was läuft schon gut, wo drückt der Schuh? Was sind mögliche Ansatzpunkte?
Ein sicherlich gut gemeintes aber an den Bedürfnissen der Zielgruppe vorbei geplantes Überstülpen von Maßnahmen ist eine Verschwendung von Ressourcen. Und führt im schlimmsten Fall zur Resignation. „Es besteht ja eh kein Interesse. Wussten wir ja gleich, dass solche Maßnahmen nichts bringen. BGM ist Zeitverschwendung, dann lassen wir es lieber gleich.“ – solche Gedanken kommen dann verständlicher Weise oft automatisch bei den frustrierten Organisatoren auf. Werden die Beteiligten aber gefragt, was ihre Wünsche und Bedürfnisse sind und werden diese gehört, dann werden sich die angebotenen Maßnahmen mit höherer Wahrscheinlichkeit einer hohen Teilnehmerquote erfreuen.
Der dritte Schritt zu einem erfolgreichen BGM sind die Führungskräfte. Es gibt kein erfolgreiches BGM ohne Einbindung der Führungskräfte. In gleich dreifacher Weise nehmen diese Einfluss auf die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden: als Vorbild, als Gestalter von Arbeitsbedingungen und direkt durch ihr Führungsverhalten. Solange die Führungskräfte nicht wissen, worum es beim Thema Gesundheit als großes Ganzes im Unternehmen geht, werden alle Bemühungen diesbezüglich im Sande verlaufen. Dann kommen selbst die in Sachen Gesundheit motiviertesten Mitarbeiter nicht zu den angebotenen Maßnahmen, weil sie Druck von oben bekommen. Und bleiben lieber gut sichtbar für die Führungskraft am Arbeitsplatz sitzen, obwohl sie vollkommen überlastet sind und ihnen die Teilnahme am Entspannungskurs gerade richtig gut tun würde.
Deshalb fängt BGM bei den Führungskräften an. Und zwar mit dem Thema selfcare. Nur wer weiß, was einem selbst guttut, kann auch für sein Team sorgen.
„Wir machen auch schon BGM.“ Selbstverständlich stehen nicht
in jedem Unternehmen die finanziellen und personellen Mittel für ein optimal
abgestimmtes BGM zur Verfügung. Und auch ein Rückenkurs und ein Obstkorb können
bei der richtigen Unternehmenskultur schon ein wertschätzendes Signal sein.
Dennoch ist meine Vision, dass in Zukunft die Unternehmen mit einem wirklichen,
durchdachten Betrieblichen Gesundheitsmanagement die Regel und nicht die
Ausnahme sein werden.
Bei einem Return on Investment von 1:5 von Gesundheitsvorsorge im Unternehmen
ist das nur noch eine Frage der Zeit.